Frederik Paulsen

Am 31. Juli 1909 kam Frederik Paulsen in Dagebüll zur Welt. Obwohl er nicht auf der Insel geboren wurde, hatte er schon seit frühester Kindheit eine enge Beziehung zur Insel Föhr. Zum einen stammten seine Eltern von dort, zum anderen war in dem Postgebäude in Dagebüll, in dem sein Vater tätig war, stets ein reger Durchreiseverkehr von Föhrer Bürgern, und nirgendwo hat er so viel Fering, die friesische Sprache der Föhringer, gehört, wie dort.

Um den Kindern eine akademische Laufbahn zu ermöglichen, zog die Familie 1917 nach Kiel, wo Frederik Paulsen das Gymnasium besuchte. Er war immer ein sehr interessierter Schüler, und man traf ihn generell mit einem Buch an.

Schon in der Zeit der Weimarer Republik gehörte er linksgerichteten Studentengruppen an und arbeitete dort sehr engagiert mit. Auf Anraten seines Vaters, der für ihn wegen seiner politischen Einstellung schon Probleme voraussah, nahm er 1928 ein Medizinstudium auf, obwohl es seinen eigentlichen Interessen in Philosophie, Geschichte und Literatur entgegenstand.

Doch seine Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus blieb nicht verborgen. Die Übersetzung eines Zeitungsartikels und die Bekanntmachung desselben in einer Flugblattaktion, führte zur Festnahme und Inhaftierung des Studenten. Während seiner achtzehnmonatigen Gefängniszeit entwickelte er eine enge Beziehung zu einem Landsmann von der Insel Amrum. Beide unterhielten sich auf Friesisch, so daß man sie nicht verstehen konnte. Die mögliche Funktion des Friesischen als eine Geheimsprache war für Frederik Paulsen eine wichtige Erfahrung.

Seine Familie sorgte dafür, daß er nach seiner Haftentlassung sofort in die Schweiz emigrieren konnte, wo er 1935 sein Medizinstudium beendete und promovierte.

Er entschloß sich zur Auswanderung, und Schweden wurde zu seiner zweiten Heimat. Hier gründete er eine Familie und widmete sich intensiv seinen Forschungen in der Endokrinologie. Da die pharmazeutische Großindustrie nicht an seinen Arbeitsergebnissen interessiert war, rief er 1950 in Malmö sein eigenes Unternehmen ins Leben. Vier Jahre später gab er der Firma den Namen „Ferring“. Einmal aus kommerziellen Gründen – der Name sollte in vielen Sprachen ohne Probleme gelesen werden können und sich gut einprägen – zum anderen, um die enge Verbindung zu seiner Heimat zu bekunden. Die Ferring AG entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer international bekannten und operierenden Firma.

Im Alter von sechzig Jahren übergab Frederik Paulsen die Firmenleitung an seinen jüngsten Sohn und zog sich mit seiner zweiten Frau Eva in das schon früher erworbene Haus seiner Mutter in Alkersum zurück, um den Lebensabend auf seiner Heimatinsel Föhr zu verbringen.

Er engagierte sich nun noch stärker in der friesischen Bewegung. Frederik Paulsen hatte angefangen mit Menschen aus den drei Frieslanden Kontakt aufzunehmen und baute diese Beziehungen kontinuierlich aus. Zunehmend wurde er zu einem Sprecher der Nordfriesen und zu einem internationalen Vermittler bei Minderheitenfragen. Eine wichtige Basis für die nordfriesische Kulturarbeit wurde 1948 mit der Gründung des Nordfriesischen Instituts geschaffen, zu dessen Initiatoren auch Frederik Paulsen zählte.

Mit der Gründung der Ferring-Stiftung 1988 in Alkersum hat er für die Insel Föhr und alle Nordfriesen eine Institution geschaffen, die auf einem gesicherten wirtschaftlichen Fundament hilft, die eigene Sprache und Kultur zu bewahren.

Frederik Paulsen starb am 3. Juni 1997 in seinem Haus in Alkersum im Alter von 88 Jahren.