Buchvorstellung

Buchpräsentation „Twäärs üüs en haligschep“

Das Lexikon der friesischen Redewendungen von Föhr und Amrum wurde in einer Feierstunde der Öffentlichkeit präsentiert und ist ab sofort in der Ferring Stiftung und im Buchhandel für 34,95 € erhältlich.

Folgender Text von Gesche Roeloffs war am 25. November 2016 im Inselboten zu lesen:

Mit über 8000 Eintragungen ist das Lexikon der föhring-amringer Redewendungen, „Twaäärs üüs en haligschep“ (stur wie ein Halligschaf) momentan das umfangreichste Nachschlagewerk dieser Art im gesamten friesischen Sprachraum. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der Ferring-Stiftung in Alkersum wurde es von Prof. Volkert Faltings, der mit seinem Kollegen Reinhard Jannen Herausgeber des Lexikons ist, der Öffentlichkeit vorgestellt. Musikalische Unterstützung kam von Emilia Marienfeld (Violine) und Annamaria Cserepka (Piano), die aus dem Notenbuch „Folk von der Westküste“ Traditionelles von der Insel zum Besten gaben.

Die Idee zu einem Nachschlagewerk, so Faltings, sei bereits 2009 mit der Gründung eines Arbeitskreises geboren, „eine der grandiosesten Ideen überhaupt“, wie Faltings hinzufügte. Denn dem Aufruf zur Gründung eines Arbeitskreises seien gleich 15 Damen gefolgt, die seitdem ununterbrochen jeden Monat zusammenkamen, um das Material, das Faltings und Jannen „lieferten“, zu bearbeiten. „Zwanzig Prozent der Redewendungen stammen allein von euch“, so Faltings´ Anerkennung, der sich sicher war, „dass ohne diese kompetente Mitarbeit das Lexikon nicht zustande gebracht worden wäre.“´

Faltings Dank richtete sich ebenso an Ingwer Paulsen von der Husum-Druck- und Verlagsgesellschaft, die sich in den letzten Jahren als „Hausdruckerei“ etabliert habe und an Uta Marienfeld, die für das Layout verantwortlich zeichne.

Die „Basis“  des Lexikons  bildeten, so der Redner weiter, zahlreiche mündliche und schriftliche Quellen, wobei die Untersuchungen des inzwischen emeritierten Professors für Friesisch in Flensburg, Nils ?rhammar, von ganz besonderem Wert gewesen seien. Die in den 60er Jahren von ?rhammar entstandenen Mundartaufzeichnungen per Tonband, wissenschaftlich zu einem Buch ausgearbeitet, seien eine große Hilfe gewesen.

Ursprünglich habe man die Dauer des Projekts auf zwei Jahre geschätzt. Doch diese Einschätzung erwies sich relativ schnell als Utopie. Aber irgendwann sei es so wie bei einer Wattwanderung nach Amrum gewesen, verriet Faltings scherzhaft: „Irgendwann lohnt das Umkehren nicht mehr“, und ergänzte „gut, dass wir nicht umgekehrt sind.“

Symbolisch überreichte er das erste Exemplar dann Prof. Nils ?rhammar, der, sichtlich bewegt, mit einem Blick auf die freiwilligen Helferinnen gestand, „en letj betj masgonstig“ (ein wenig neidisch) zu sein.

 „Friesisch belehrt die traditionelle Phraseologieforschung“ war sich Dr. Elisabeth Piirainen, Sprachwissenschaftlerin aus Münster mit Schwerpunkt „Figurative Lexikoneinheiten“ sicher, die eigens für die Buchpräsentation auf die Insel gereist war. Sie knüpfte in ihrer Rede an den Titel eines Aufsatzes von ?rhammar an („Phraseologie – ein in der Friesistik unbestelltes, aber vielversprechendes Forschungsprojekt“). „Heute ist es nicht mehr unbestellt, sondern ungeahnt vollständig“, so Piirainen. Das Besondere an figurativen Lexikoneinheiten bzw. Redewendungen seien die zwei Lesearten, die wörtliche und die nicht wörtliche, sekundäre.

Gerade die zweite sei es, die den meisten in der Region lebenden Menschen gut bekannt sei und die die kulturelle Verbundenheit unterstreiche.

„Hi skal nuadig uun´t toomhok“ (er muss dringend in den Zwangspferch zur Zähmung der Wildenten) weise deutlich darauf hin, dass Wildenten (der Vogelkojen) eine Besonderheit der Region sind.

„Ich reihe dieses Buch einer Minderheitensprache in die Reihe der großen Forschung ein“, bekundete die Wissenschaftlerin, denn von den 7097 weltweit z. Zt. existierenden Sprachen seien Aussprache, Grammatik und Satzbau bekannt. Aber von weniger als 50 Sprachen existierten auch phraseologische Aufzeichnungen, und gerade die fänden z. B. Schüler interessant. Sie bestätigte Faltings, mit der Bearbeitung durch Muttersprachler der Region genau die richtige Methode gewählt zu haben und regte an, Studierenden die Möglichkeit zur Promotion zu geben.

„In den sieben Jahren, die wir hier zusammenkamen, haben Volkert Faltings und Reinhard Jannen jeder höchsten einmal gefehlt.“ Brigitte Rörden als eine der Mitarbeiterinnen deutete dies als Zeichen der Wertschätzung und sprach stellvertretend für alle: „Ich freue mich auf jeden ersten Montag im Monat.“